Fig. 2 P8-Lokabmessungen
Dieser Lokomotivtyp war anscheinend kein seltenes Exemplar - seit 1906 bis zum Ende des ersten Weltkriegs wurden ca. 2350 Stück erstellt; die Gesamtproduktion bis 1923 belief sich auf mehr als 3500 Stück. Die Loks waren bis ca. 1974 im Betrieb. Diese Lokomotivart konnte an unregelmäßiger Anordnung der Antriebsradsätze leicht erkannt werden; während die beiden vorderen Achsen dicht beieinander lagen (1880mm bei einem Raddurchmesser von 1750mm), lag die hintere Achse mit Abstand von 2700mm fast unter der Feuerbüchse (gut sichtbar auf zeitgenössischen Fotos oder Fig. 2)
Interessehalber - einige weitere Angaben: Durchmesser der Laufräder - 1000mm; max. Geschwindigkeit-100km/Std.; Leistung - 1180PS; Gewicht - 78,2t.
Meinen Plan realisierte ich erst im Jahre 2001. Von Tanvald aus über Dolni Polubny ging ich im Sommer 2001 bis zu der bekannten Stelle zu Fuß. Da die Straßenführung unterhalb der Unfallstelle inzwischen geändert wurde und die Stelle selbst zum Teil stark mit Bäumen bewachsen war (das kleine Haus ist auch verschwunden), musste ich mit Hilfe meiner Fotos etwas suchen (1.1) - (Fig.1; Fig. 3; Fig. 3a).
Fig. 3 Lage der Lok
Von der Straße kletterte ich hinauf bis zu dem Schienenstrang (- der Aufstieg schien mir aus verständlichen Gründen wesentlich anstrengender als vor Jahrzehnten).
Die Suche habe ich bei den Schienen in der Kurve angefangen - die Stelle, an welcher die Lokomotive die Schienen verlassen hat, lässt sich noch heute leicht finden; der Bahndamm weist immer noch leichte Veränderungen gegenüber dem ursprünglichen Zustand (Fig. 4).
Fig. 3a Hintergrund in heutiger Zeit
Fig. 4 Entgleisstelle (vor dem Motortriebwagen)
Der Weg der Lok auf dem Bahndamm bis zur Stelle auf der sie liegen blieb, lässt sich aufgrund des dichten Bewuchses nicht mehr feststellen. Nach einigem Herumirren fand ich das erste Teil (Fig. 5). Um was es sich hier handelt, ist mir nicht klar - ggf. ist es ein ehemaliges Bestandteil von Feuerbuchse oder ein Tenderteil.
Etwas weiter kam eine interessantere Sache (Fig. 6) zum Vorschein - es erinnert an etwas Bewegliches oder an ein Teil der Steuerung - wer detailliert P8-Loks kennt, wüsste eventuell, um was es sich handelt.
Ich setzte den Weg entlang einer gedachten Verbindungslinie beider Teile, um zu dem ehemaligen Vorderteil der Lok zu gelangen. Hier hatte ich in Erinnerung außer einem durchgerosteten Rauchkammerteil auch noch Reste von Rahmenteilen und die aus der Wiese ragende Kesselstütze. An dem Tag fand ich jedoch nur noch ein Teil elektrischer Leitung, wie sie üblicherweise auf Außenflächen der Dampfloks oder Tender verwendet wurden. Es handelte sich um ein paar isolierte Drähte in einem heute schon durchgerosteten Stahlrohr.
Fig. 6 Objekt Nr.2
Am Abend habe ich noch einmal den Lokplan angesehen - die Lokomotive war anscheinend länger, als ich in dem schwierigen Terrain angenommen habe. Am nächsten Tag suchte ich tiefer in dem Wildwuchs; zuerst zeigte sich Stück Profileisen in der Form eines flachen V (Fig. 7).
Fig. 7 Objekt Nr.3
Erst in einer Entfernung weiter zeigte sich - stark zugewachsen - das Teil, das vor fast 60 Jahren auffallend aus der damaligen Wiese ragte (Fig. 8). Gemäß der Form könnte sich um eine Rauchkammer- oder Kesselstütze handeln.
Beide zuletzt beschriebenen Teile sind eventuell an einem weiteren Teil befestigt, das sich unterirdisch befinden könnte.
Fig. 8 Objekt Nr.4
Es konnte in dem dichten Sommerbewuchs auf Anhieb weiter nichts mehr gefunden werden. Es ist jedoch möglich, dass bei einer ausführlicheren „archäologischen“ Untersuchung weitere Teile zum Vorschein kämen.
Es wäre interessant festzustellen, um welche Lokteile sich genau handelt. Eine kleine Anzahl von P8-Lokomotiven blieb erhalten - vielleicht könnte jemand die beschriebenen Komponenten identifizieren.
Zusammenfassung
Die Lokomotivreste wurden nie vollständig beseitigt. Es ist überraschend, dass im Zeitabstand von mehreren Jahrzehnten noch immer einige Teile auffindbar waren.
Das Lokomotivunglück bedeutete damals für die Region um Tanvald eine Sensation. Ich hörte selbst einige Versionen, wie das Unglück passierte. Gemäß der neuesten, genauen Untersuchungen (siehe 2.5) entsprachen sie allesamt nicht der Wahrheit sondern entsprangen sie eher der Erzählerphantasie.
Vielleicht ließen sich die Lokreste für die Nachwelt retten...
Benutzte Quellen:
(1.1) Zeitgenössische Fotos (2 Stück, die ich noch besitze)
(1.2) Web –www.museumslok.de
(1.3) Kniha o železnici; V. Mareš, E. Holan, 1936 K. Synek, Praha
Weitere interessante Literatur und Quellen:
(2.1) web - ?eleznièní spoleènost Tanvald
(2.2) web – albico.cz
(2.3) Die Zackenbahn; Herausg. K.Ch.Kasper; 2003; ISBN 3-930567-17-2
(2.4) 100let trati Tanvald – Kořenov – Harrachov; Saxi Special; 2002
(2.5) Zpráva o pátrání po příčině násilné smrti W. Bienerta, strojvůdce státních drah, k níž došlo dne 5. srpna 1945 v Dolním Polubném; Tomáš Gál; Železniční společnost Tanvald; 2005
FW-HH, März 2006